Wie verstehen Wittlinge, Schollen und Seezungen, dass sie nicht in Krabbennetze schwimmen sollen? Den Beifang zu reduzieren, damit beschäftigt sich das Thünen-Institut. Die Idee: Fischen wird mit einem Gitter der Weg ins Netz versperrt.

Die Krabbenfischer wollen nachhaltig arbeiten. Am besten landen also nur Garnelen in ihren Netzen – und möglichst wenig Beifang. Netze selektiver zu gestalten, damit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Fischerei- und Survey-Technik vom Thünen-Institut für Ostseefischerei. Die Forschenden haben dafür ein Gitter entwickelt, das Wittlinge und Co. daran hindern soll, in die Netze zu schwimmen. Das sogenannte KingGrid ähnelt einem Gitterrost für den Backofen, ist 60 mal 80 Zentimeter groß, besteht aus leichtem, aber robustem Material und wird vor dem Steert angebracht. „Die Ergebnisse unserer ersten Seereise sind vielversprechend. Wir sehen, dass sich der Beifang signifikant reduziert – vor allem bei Wittlingen“, erklärt Annika Brüger vom Thünen-Institut. Wichtig für die Fischer ist aber auch, dass sie mit dem Gitter weiter genauso viele Krabben fangen: „Unsere Tests zeigen, dass die Krabbenfänge vergleichbar sind mit den herkömmlichen Sortiernetzen. Jetzt steht noch eine genaue Analyse nach Längen aus. Daran arbeiten wir.“

Nebeneffekt: Das Gitter schützt Netze vor dem Verstopfen mit Algen

Bei Wittlingen funktioniert das Gitter besonders gut. Bei den Tests auf See versperrte das Gitter ihren runden Körpern zuverlässig den Weg. Je geringer die Abstände zwischen den einzelnen Stäben waren, desto weniger Fische schwammen ins Netz. Als kleinster Abstand wurden 12 Millimeter getestet, als größter 20 Millimeter. Nicht ganz so erfolgreich fällt die Bilanz für Plattfische aus. Schollen und Seezungen etwa gelangen wegen ihrer sehr flachen Form trotz Sortiergitter auch ins Netz: „Wir entwickeln und überlegen weiter, wie wir auch den Beifang an Plattfischen reduzieren können“, sagt Biologin Annika Brüger. Für die Krabbenfischerei hat das neue Gitter neben der Reduktion von Beifang einen wertvollen Nebeneffekt: Die Netze lassen sich viel leichter reinigen. Oft verstopfen gerade im Sommer die Fischernetze mit Algen – und die wieder herauszufriemeln ist mühsam. Annika Brüger berichtet: „Wir konnten die Algen auf der Seereise mit einem Handstreich entfernen. Die Gitter schützen die Netze bestens vor dem Verstopfen. Unser KingGrid hat das Potenzial eines der drängendsten Probleme der Krabbenfischerei zu lösen.“

„Unser Ziel ist es, als Fanggerät eine Art Ikea-Bausatz zu entwickeln.“

Nun soll das Gitter den Praxistest in der Fischerei bestehen. Das Forschungsteam um Annika Brüger hat das KingGrid an verschiedene Fischer verteilt. Noch flicken sie aber ihre Netze und bringen die Kutter auf Vordermann, bevor sie im Frühjahr wieder fischen. Die Erfahrungen der Fischer und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung sollen die Basis sein für ein noch nachhaltigeres Arbeiten: „Unser Ziel ist es, als Fanggerät eine Art Ikea-Bausatz zu entwickeln. Das Gerät besteht aus mehreren Komponenten – natürlich mit dem Sortiergitter. Alle Teile gibt es in einem Paket und die Fischer sollen alles ganz leicht selbst zusammenschrauben“, sagt Annika Brüger. „Wir wollen für die Fischer eine möglichst praktikable und individuelle Lösung. Die Abstände des Gitters sollen sich anpassen lassen. Wichtig ist auch, dass die Fischer bei Verschleiß einzelne Teile unkompliziert austauschen können. Das wollen wir natürlich sicherstellen“, sagt die Biologin.

Ganz neu ist die Idee eines Sortiergitters zur Reduktion des Beifangs nicht. Ursprünglich wurden die Gitter aus Stahl geschweißt und waren deshalb unhandlich und schwer. Deshalb wurde das System in der Garnelenfischerei nie eingeführt. Das vom Thünen-Institut neu entwickelte KingGrid ist leicht, weil es aus Polycarbonat hergestellt ist und auch die Abstände zwischen den Stäben lassen sich je nach Bedarf einstellen. Annika Brüger sagt: „Wir brauchen Lösungen, die funktionieren, damit die Fischer damit auch arbeiten können.“

 

 

 

JoomlaMan