Auf dem Weg zum begehrten Nachhaltigkeitssiegel des Marine Stewardship Council (MSC) haben die Krabbenfischer eine wichtige Zwischenetappe gemeistert
Die Umwelt- und Fischereiexperten wollen der Fischerei eine nachhaltige Arbeitsweise nach MSC-Standard attestieren. Das geht aus ihrem Ende Januar veröffentlichten Bewertungsbericht hervor. Zusammengeschlossen hatten sich die Krabbenfischer aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden, um Regelungen für mehr Ressourcenschutz zu entwickeln.
Der Zwischenbericht gibt grünes Licht für das blau-weiße Label, enthält aber verschiedene Auflagen. Das Besondere an der Krabbenfischerei: Die Fischer könnten so viele Garnelen fangen wie sie wollen, es gibt keinerlei Quoten wie beim Hering oder Dorsch. Denn Krabben vermehren sich so schnell, dass jährliche Prognosen zur Entwicklung der Bestände nicht funktionieren. Die Krabbenfischer müssen viel flexibler auf das Treiben unterm Kiel reagieren. „Wir überwachen den Bestand genau. Und wenn uns weniger oder mehr Krabben in die Netze gehen, passen wir die Fangzeiten monatlich an. Dass die Regelungen und Maßnahmen zum Bestandsmanagement entsprechend der Einschätzung der Wissenschaft funktionieren, müssen wir in den nächsten Jahren nachweisen“, erklärt Philipp Oberdörffer von der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer.
Mit jährlichen Kontrollen überprüft der MSC, ob das Fischereimanagement klappt und wie sich die Krabbenfischerei auf das Ökosystem der Nordsee auswirkt. Was tun die Fischer um zu kleine – also nicht verwertbare – Krabben und Beifang in ihren Netzen zu minimieren? Halten sich alle rund 400 Kutter an die Fangzeiten? Und wie häufig werden technische Vorschriften wie Geschirrgewicht, Baumlänge oder die Maschenweite der Netze kontrolliert? Im Zwischenbericht definiert der MSC präzise, wie der Managementplan – also die gemeinsamen Maßnahmen und Regelungen – überprüft wird und welche Informationen die Fischer liefern müssen.
Dass sich drei Nationen um ein gemeinsames MSC-Siegel bewerben, ist weltweit einmalig. Es bedeutet, dass sämtliche Daten aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden vergleichbar sein müssen. Die drei Länder sollen einheitliche Messdaten zur Verfügung stellen – zum Beispiel zu den gefangenen Arten oder zu Fangzeiten. Auch die Seekarten müssen angeglichen werden, damit Schutzzonen grenzüberschreitend erkennbar sind. Der MSC fordert noch mehr Anstrengungen in der internationalen Abstimmung.
Bis Verbraucher die ersten Krabben mit Siegel kaufen können, ist noch Geduld gefragt. Nach Veröffentlichung des Zwischenberichts konnten Wissenschaftler und Umweltschützer Stellung nehmen. Das Expertenteam prüft nun die Eingaben und erarbeitet anschließend den Abschlussbericht bis spätestens August.