Die Mehrzahl der Krabbenfischer hat das Jahr 2020 überstanden – das ist die gute Nachricht. Aber weil die Kutter wegen der Corona-Pandemie wochenlang in den Häfen lagen, die Fischbuden und Restaurants monatelang geschlossen waren, ist die Lage brisant.
Was sich die Krabbenfischer für 2021 wünschen? Einfach ein ganz normales Jahr. So geht es wohl den meisten Leuten in diesen Zeiten. Wirtschaftlich betrachtet gehören die Krabbenfischer zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Bis auf die letzte Kommastelle sind die Zahlen noch nicht kalkuliert, die Erzeugergemeinschaft rechnet aber etwa mit dem gleichen Ergebnis wie in dem historisch schlechten Jahr 2019. Damals gingen den Fischern lediglich rund 7.000 Tonnen Krabben in die Netze, im Rekordjahr 2018 waren es dagegen gut 15.200 Tonnen. Mit der Förderung wegen der Corona-Krise kommen die Fischer 2020 voraussichtlich auf einen Umsatz von maximal 25 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Spitzenjahr 2018 waren es mehr als 60 Millionen.
Dabei waren die Fischer Anfang des Jahres optimistisch gestartet. Sie wollten das miese Ergebnis von 2019 ausgleichen. Aber im März wurde das Entschälen der kleinen Tiere in Marokko zum Flaschenhals. Weil die Mitarbeiter in den Entschälzentren Abstände einhalten mussten, brachen die Kapazitäten dort auf ein Drittel ein. Deshalb nahmen die Großhändler kaum noch Krabben ab und die Fischer mussten im Hafen bleiben. Im Herbst wurde in Marokko auf einen Schichtbetrieb umgestellt, heute liegen die Kapazitäten wieder bei 60 bis 70 Prozent.
Für 2021 wünschen sich die Fischer, die beiden schlechten Jahre 2019 und 2020 ausgleichen zu können. Die Hoffnung liegt auf dem Impfstoff. Denn nur wenn die Entschälung klappt, der Tourismus an der Nordsee spätestens Ostern wieder anläuft und die Leute Krabbenbrötchen kaufen, kann es aufwärts gehen. Dann muss nur noch die Krabbe mitspielen und in ausreichender Menge auf Sand und Schlick wachsen. Es sind viele Fragezeichen, die die Familienunternehmen in diesen Tagen beschäftigen. Alle Betriebe sind geschwächt, Insolvenzen gab es bisher aber kaum. Ein drittes Katastrophenjahr werden viele Fischer aber nicht verkraften können, ist man sich in Niedersachsen und Schleswig-Holstein einig. Denn auch wenn die Fischer auf einen längeren Zeitraum betrachtet ihren Schnitt machen, funktioniert das Geschäft mit extrem schwankenden Umsätzen nur begrenzt, denn auch die Banken werden immer vorsichtiger.
2021 muss die Trendwende kommen. Gut ist, dass die vollen Lager, die den Absatz in 2019 so schwierig gemacht haben, inzwischen abgebaut sind. Die Kühlhäuser sind leer, die Händler brauchen also frische Krabben. An den Kaikanten sorgt außerdem die Aussicht auf eine Revolution beim Krabben-Pulen für Hoffnung. Zwei Verfahren werden derzeit entwickelt. In Deutschland arbeitet eine Ingenieurin an einer Maschine, bei der der Krabbenpanzer per Ultraschall zertrümmert wird – ähnlich wie bei Nierensteinen. In Dänemark wird ein System erprobt, bei dem zwei gegeneinander laufende Gummirollen das Fleisch aus dem Panzer drücken sollen. Sobald für das Ultraschallverfahren eine Förderung bewilligt wird, soll umgehend ein Prototyp gebaut werden.
Ob die Verarbeitung der Fänge eines Tages wieder an der Küste laufen kann, steht noch in den Sternen. Aber hoffen tun die Fischer, denn so könnten sie die langen Transportwege nach Marokko sparen. Die Hoffnung hält die Fischer auf ihren Kuttern. Es gibt viele Branchen, in denen sich nachts besser schlafen ließe. Und trotzdem bleiben sie an Bord. Denn eine Nordseeküste ohne Fischerei kann und will sich niemand vorstellen.