„Nur weil etwas schon immer so war, heißt es nicht, dass es nicht besser geht“, ist Maik Jannsen überzeugt. Im Kopf des Krabbenfischers spuken viele Idee, wie man das Fischen noch nachhaltiger machen kann. Zwei Ideen setzt er mit dem Schleswig-Holsteiner Innovationsprogramm Krabbenfischerei um. Das Ziel des Programms: die Erfahrung der Fischer für mehr Umweltschutz nutzen.
Wenn Maik Jannsen nicht gerade mit seinem Kutter „Delphin“ Krabben vor Sylt oder Amrum aufspürt, tüftelt er am liebsten. „Mir macht es einfach Spaß zu überlegen, wie ich unsere Arbeit noch besser machen kann“, erzählt er. Nun hat er gleich zwei Projektideen am Start, die das Innovationsprogramm Krabbenfischerei fördert. Sein erstes Projekt dreht sich um das Siebnetz. Das besteht aus Maschen, aus denen Plattfische, die sich darin verfangen, problemlos herausschwimmen können. Verbunden sind die beiden Netzteile traditionell mit einer Naht. Wenn sich an dieser Naht Plattfische oder auch Algen verfangen, bleiben sie hängen. Um das zu vermeiden, hat Maik Jannsen per Hand die Naht geöffnet und zwischen die beiden Teile des Netzes weitere Maschen genäht: „Das ist natürlich etwas mühsam, weil die beiden Netzteile genau zusammenpassen müssen. Aber ich spare später viel Arbeit, weil ich das Netz viel seltener sauber machen muss. Es verfangen sich kaum noch Algen darin. Auch Krebse und Plattfische können wieder herausschwimmen.“
Bei seinem zweiten Projekt hat er den Schnitt des Netzes verändert. Normalerweise wird das Netz auf ganzer Länge über den Meeresgrund gezogen. So scheuern sich die Netze schnell ab und im schlimmsten Fall löst sich der Scheuerschutz und landet im Meer. Maik Jannsen hat den Zuschnitt des Netzes nun so verändert, dass nur die Öffnung über den Meeresboden gleiten soll, um die Krabben aufzuschrecken und sie ins Netz zu locken. Der hintere Teil des Netzes schwimmt – so die Theorie – über dem Meeresboden: „Wir hoffen, dass das Netz viel weniger Grundberührung hat, Netz und Meeresboden so geschont werden. Wenn es klappt, ist das eine wirklich tolle Sache.“
Beide Projekte bekommt er mit jeweils 5.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein aus dem Innovationsprogramm Krabbenfischerei gefördert. „Mit dem Programm wollen wir die Expertise und die Erfahrungen der Fischer nutzen“, erklärt Jörg Olischläger vom Kieler Umweltministerium. Jedes Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um Rückschlüsse aus dem Praxistest zu ziehen. Derzeit laufen sieben Projekte, vor allem Anpassungen an Netzen und Rollengeschirren. Im Förderprogramm gibt es noch Mittel, neue Ideen sind also willkommen. Wie erfolgreich die einzelnen Ansätze sind, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Wegen der Corona-Pandemie konnten die Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Ostseefischerei zur Auswertung nicht an Bord und die Fischer konnten ihre Proben nicht abliefern, weil sie viel in den Häfen lagen. „Für uns sind die Projekte aber schon jetzt ein Erfolg, weil sich die Fischer mit ihrer Erfahrung einbringen. Es ist wichtig, dass die Ansätze für mehr Nachhaltigkeit auch aus der Fischerei kommen“, erklärt Jörg Olischläger. Erfolgversprechende Projekte sollen nach dem ersten Praxistest weiter erforscht werden.
„Die Fischer sind jeden Tag draußen, keiner kennt die Netze und die aktuellen Herausforderungen besser“, sagt auch Constanze Hammerl vom Thünen-Institut. Die Biologin unterstützt die Fischer bei den Anträgen und arbeitet mit an der wissenschaftlichen Begleitung. Dafür geht sie – wenn es das Infektionsgeschehen zulässt – für eine Fahrt mit an Bord und bespricht die notwendigen Beprobungen mit den Fischern: „Wir gestalten das so unkompliziert wie möglich. Wir wollen keine großen Hürden aufbauen.“ Das bestätigt auch Maik Jannsen: „Für meine Projekte muss ich Eimerproben abliefern und ein paar Zettel ausfüllen. Das ist ein wenig nervig, aber kein Riesenaufwand.“ Für ihn steht die Zukunft der Fischerei im Mittelpunkt: „Nur wenn wir umweltfreundlicher arbeiten, haben wir eine Perspektive. Viele Kollegen haben richtig gute Ideen, die können wir doch nicht liegen lassen.“
Für die Krabbenfischer: Wer sich über das Innovationsprogramm informieren möchte oder schon eine Projekt-Idee hat, kann sich jederzeit bei der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer melden. Die EZDK unterstützt in allen Fragen von der Antragstellung bis zur Beprobung.