An der Nordsee geht der Sommertrubel langsam zu Ende, für die Krabbenfischer beginnt jetzt die wichtigste Zeit des Jahres. Der neue Jahrgang kommt in die Netze. Die Fischer zwischen Ostfriesland und Sylt hoffen auf eine Trendwende, denn die Bilanz des zu Ende gegangenen Geschäftsjahrs fällt mau aus.
Auf ihrer Gesellschafterversammlung hat die Erzeugergemeinschaft der Krabbenfischer nun ihre Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr verabschiedet. Großes Thema unter den Fischern waren die niedrigen Umsätze in den vergangenen drei Jahren. Die schwierige Situation nagt an den Nerven: 2019 nahm der Handel wegen voller Lager kaum Krabben ab, 2020 klappte das Entschälen in Marokko wegen der Coronakrise nicht und in diesem Jahr konnten bisher zu wenig Krabben gefangen werden. Ob der Herbst eine Trendwende bringt, ist unklar. Bisher traut sich niemand eine Prognose, wie viele Krabben in den Tiefen der Nordsee herangewachsen sind. Geschäftsführer Kai-Arne Schmidt sagt: „Normalerweise kommt jetzt der neue Jahrgang in die Netze und wir machen dicke Fänge. In dieser Erwartung hat der Handel die Preise gesenkt. Tatsächlich haben wir aber im Moment zu wenig Krabben. Die Preise müssen hoch, dazu sind wir im Gespräch mit den Großhändlern.“
Mehr Planbarkeit, weniger Preisausschläge
Wie kommen die Fischer raus aus der Krise? Um diese Frage drehte sich die diesjährige Gesellschafterversammlung. Die Familienbetriebe wünschen sich mehr Planbarkeit, einen ruhigeren Markt und weniger extreme Preisausschläge. Im Moment teilen ihnen die Großhändler am Ende der Woche mit, welchen Preis sie pro Kilo Krabben bekommen. Jahresverträge mit festen Mengen und Preisen könnten eine Option sein. Das Problem: die Fänge schwanken und machen verlässliche Prognosen und gegenseitige Zusagen schwierig. So ist das Kalkulieren ein Glücksspiel. Diese Situation kennen die Fischer, aber die Coronakrise hat den gewohnten Wechsel zwischen guten und schlechten Jahren noch einmal mehr durcheinandergebracht.
Krabbenpulmaschine: Hoffen auf die Ingenieure
Die Pandemie hat die Abhängigkeit der Fischer vom Großhandel verdeutlicht. Als das Entschälen in Marokko nicht funktionierte, wurden sie ihre Ware nicht los. Krabbenfleisch ist zwar gerade bei Nordseetouristen hoch im Kurs, aber Garnelen in Schale finden kaum Absatz. Hoffnung machen deshalb neue Ansätze für Krabbenpulmaschinen, an denen in Deutschland und Dänemark gearbeitet wird. Wenn die Krabben in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gepult werden, ließe sich eine lokale Vermarktung aufbauen, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Torben Hinners: „Sollte die Maschine funktionieren, können wir uns damit neue Märkte erschließen und hier an der Küste Hotels, Restaurants oder Feinkostgeschäfte direkt beliefern.“ Noch ist die Pulmaschine Zukunftsmusik, aber wenn der Flaschenhals Entschälung wegfiele, könnten die Fischer die Verarbeitung und Vermarktung ihrer Ware wieder selbst in die Hand nehmen. Geschäftsführer Kai-Arne Schmidt: „Solche Strukturen lassen sich zwar nicht von heute auf morgen aufbauen. Aber mir ist nicht bange, dass wir das schaffen können.“