Das Leben der Krabben zu verstehen ist für die Wissenschaft höchst anspruchsvoll. Mit Modellen kommt die Universität Hamburg dem Leben unter Wasser auf die Spur. Sie bilden das Wachstum der Garnelen ab und untersucht zum Beispiel den Einfluss größerer Maschenweiten.

Fischereibiologin Dr. Claudia Günther erklärt: Die einzige sichere Größe, mit der wir bei den Krabben arbeiten können, sind die Anlandungen. Sie sind die Basis für die Modelle, die wir entwickelt haben. Interessant sind weniger die exakte Höhe der Fänge als vielmehr der saisonale Verlauf.“ Damit verknüpft sind viele Fragen, die auch für die Fischerei wichtig sind: Aus welchen Eiern wachsen die Garnelen, die im Herbst in den Netzen landen, wenn die Fischer traditionell ihre größten Fänge machen? Wann sollten Elterntiere also geschützt werden? Oder: Welchen Einfluss hat es, wenn im Winter mehr gefischt wird?

Prognosen zu den Erträgen in der Zukunft sind nicht machbar

„Wir können mit dem Modell keine Prognosen erarbeiten, wie viele Krabben die Fischer im kommenden Jahr anlanden werden. Es geht darum Muster zu erkennen, dann haben wir schon viel verstanden von der Krabbe.“ Was heißt das für die Nordseefischer? Mit dem Modell hat die Biologin zum Beispiel den Einfluss der Maschengrößen auf die Anlandungen untersucht – mit eindeutigem Ergebnis: „Wir empfehlen auf jeden Fall die Vergrößerung der Maschenweiten von derzeit 24 auf 26 Millimeter, dann steigen langfristig die Erträge. Die meisten Tiere haben ihr Potenzial zu wachsen noch nicht voll ausgeschöpft, wenn sie in den Netzen landen.“ Größere Maschen haben viele Vorteile: weniger Beifang, weniger zu kleine Krabben, mehr besonders große und damit auch ökonomisch wertvolle Krabben. Außerdem ist weniger Zeit zum Sortieren an Bord nötig und größere Bestände sind grundsätzlich widerstandsfähiger gegenüber Schwankungen im Ökosystem. Claudia Günther erklärt: „Es klingt total unlogisch, aber der Ertrag steigt – auch wenn die Fischer mit den größeren Maschen erst einmal weniger fangen. Aber wenn die kleinen Tiere im Wasser bleiben und mehr Zeit zum Wachsen haben, kann man später größere Fänge machen.“

Die Studien legen außerdem nahe, künftig die Winterfischerei stärker ins Visier zu nehmen. Im Winter wird zwar vergleichsweise wenig gefischt, aber die Fänge im Januar und Februar haben deutliche Auswirkungen auf das ganze Jahr. In dieser Zeit geben die Krabbenweibchen ihre Eier ins Wasser ab. Aus diesen Winter-Eiern entwickeln sich die Krabben, die in der ertragreichen Zeit zwischen September und November in die Netze gehen. Claudia Günther schlussfolgert: „Gerade in schwachen Jahren mit wenig Garnelen ist es sinnvoll, die Muttertiere und den Nachwuchs zu schützen. Wenn die Fischerei im Winter reduziert wird oder nur unter Auflagen erlaubt ist, steigt also der Ertrag im Herbst. Ich empfehle den Fischern, die Laichbestände im Auge zu behalten.“

Nachhaltige Fischerei: heute an morgen denken

Die Untersuchungen der Uni Hamburg geben wichtige Impulse zur Weiterentwicklung des Managements der Krabbenfischerei. Mit der Zertifizierung durch das Nachhaltigkeitssiegel des Marine Stewardship Council (MSC) haben sich die rund 430 Familienbetriebe aus Deutschland, Dänemark und den Niederladen zu einem gemeinsamen Management verpflichtet. Der Plan legt fest, dass zum Beispiel Fangzeiten verkürzt werden, wenn die Bestände schrumpfen. Nur so viel fangen, dass auch im kommenden Jahr die Netze voll sind – das ist für die Fischer selbstverständlich.

 

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