Schiffsdiesel ist seit März doppelt so teuer wie vorher – lange haben die Krabbenfischer auf Unterstützung gewartet. Nun endlich startet das Hilfsprogramm der Bundesregierung. Das Geld verschafft den Fischern eine dringend nötige Atempause.
Zehn Millionen Euro Bundesmittel stehen für die Fischerei an Ost- und Nordsee bereit, um die Situation für die angeschlagenen Betriebe abzufedern. Fischer können ihre Anträge nun bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung stellen. Dirk Sander von der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer sagt: „In den vergangenen Jahren haben die Fischer 50 Cent für den Liter Diesel bezahlt, nun kostet er mehr als das Doppelte. Das Geld hilft auf jeden Fall erst einmal weiter, so dass wir die Betriebe halten können.“ Wie hoch die Unterstützung ist, hängt von der Größe des Kutters ab. Kleine Krabbenkutter unter zehn Metern Länge bekommen 4.300 Euro, bei Fahrzeugen über 24 Metern sind es bis zu 35.000 Euro. Ein Krabbenkutter mit einer Länge von 16,50 Meter kann nach Angaben des Bundesagrarministeriums mit 13.300 Euro Finanzhilfe rechnen. Bei doppelt so hohen Spritpreisen würden rund 60 Prozent der Mehrausgaben aufgefangen.
Atempause für die Fischerei, aber die Perspektive fehlt
Minister Cem Özdemir sagt auf Twitter: „Ich verstehe mein Amt so, dass ich die Fischer*innen, ihre Betriebe und Familien an Nord- und Ostsee, die unter Putins Kriegsfolgen leiden, in der Not nicht allein lasse.“ In der Krabbenfischerei ist man froh über das Signal aus Berlin, an den Kaikanten der Nordseehäfen ist die Stimmung dennoch gedrückt: „Auf lange Sicht fehlt uns Fischern die Perspektive“, sagt Dirk Sander. Nach drei schwierigen Jahren ist die Lage extrem angespannt, bei vielen ist der Dispo ausgereizt. Im Moment gehen 40 bis 60 Prozent des Umsatzes allein für Treibstoff drauf, aber vieles andere ist auch teurer geworden. Netztuch zum Beispiel oder die Rollerketten, mit denen Netze am Grund gehalten werden.
Leere Netze sind teuer
Wer Glück hat und einen guten Fang macht, kann auch heute Gewinn machen. Bleiben die Netze aber leer, wird es teuer. Denn dann bleiben die Fischer auf den Betriebskosten sitzen. Dazu kommt: Seit drei Jahren schieben die Familienbetriebe Investitionen auf. Die Umsätze ließen keinerlei Spielraum, um etwa Motoren erneuern zu lassen, von Neubauten ganz zu schweigen. Die Fischer wünschen sich wieder von ihrer Arbeit leben zu können und nicht auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Ein krisenfesteres Auskommen – danach sehnen sie sich. Im späten Sommer kommt der neue Jahrgang in die Netze. Wie es in Zukunft weitergeht, hängt davon ab, ob genügend Krabben-Nachwuchs in der Nordsee heranwächst und wie sich die Preise entwickeln, also auch davon, wie viele Krabbenbrötchen gegessen werden.