Die Krabbenfischer stecken in der Krise, sie können kaum die Treibstoffkosten stemmen. Im Juli startete die Bundesregierung zwar ein Hilfsprogramm, die Zuschüsse reichen aber nicht aus. Besonders ärgerlich ist: Weiteres Geld ist grundsätzlich da, wird aber nicht ausgezahlt.
In den Nordseehäfen ist die Stimmung düster. Eigentlich machen die Krabbenfischer im Herbst den größten Umsatz, denn jetzt kommt der neue Jahrgang in die Netze. In diesem Jahr sind aber weniger die Fänge als viel mehr die horrenden Kosten für den Schiffsdiesel Thema. Im Juli hat das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung einen zehn Millionen Euro großen Fördertopf bereitgestellt, um die Kosten abzufedern. Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbandes, sagt: „Bisher wurde von den zehn Millionen Euro erst zweieinhalb Millionen ausgegeben. Wir gehen davon aus, dass die noch offenen Anträge bis Ende Oktober bearbeitet werden. Insgesamt sind vermutlich fünf Millionen Euro über diese erste Runde an Beihilfen gebunden. Das restliche Geld sollte aber ebenfalls schnell an die Fischerei gehen.“
13.000 Euro Förderung, 30.000 Euro Mehrkosten
Als erste schnelle Nothilfe haben die Krabbenfischer im Sommer für einen durchschnittlichen Kutter rund 13.000 Euro Förderung bekommen. Das Problem: Bei einem jährlichen Dieselbedarf zwischen 80 und 100 Kubikmetern ergeben sich Mehrkosten in Höhe von rund 30.000 Euro. Bei der Berechnung der Förderung hat das Ministerium mit einer Erhöhung des Dieselpreises um 30 Cent kalkuliert. Peter Breckling ärgert besonders die Ungleichbehandlung innerhalb der Europäischen Union: „In Frankreich bekommen die Betriebe bis zu 35 Cent pro Liter. Gerade wenn das Geld vorhanden ist, sollten wir die Hilfen europaweit angleichen. Die unterschiedlichen Maßstäbe sind nicht nachvollziehbar und im Sinn eines gemeinsamen Marktes völlig kontraproduktiv.“
Klar ist, dass die Fischer die gestiegenen Kosten nicht komplett an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben können. Der Fischerei-Verband hofft deshalb auf weitere Entlastungen aus Berlin, Signale sieht er dafür aber bisher nicht. Die schwierige Situation trifft nicht nur die Krabbenfischer, sondern die gesamte deutsche Küsten- und Hochseefischerei. Immerhin rund 40.000 Beschäftigte leben vom Fischfang, dem Handel, der Verarbeitung und der Fischgastronomie. Verlorene Quoten nach dem Brexit, Schwierigkeiten bei Transporten wegen Corona, kaum Nachwuchs bei Hering und Dorsch – all diese Entwicklungen bedrohen die deutschen Fischereibetriebe. Wie angespannt die Lage in der Hochseefischerei ist, bringt Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer der Kutterfischzentrale, auf den Punkt: „Wir haben im letzten Jahr in den ersten sechs Monaten 400.000 Euro Gas-Öl-Kosten gehabt. In diesem Jahr waren es 1,2 Millionen. Also 800.000 Euro mehr. Natürlich freuen uns die 35.000 Euro Förderung, aber ich sage Ihnen auch: Das allein wird den Betrieb nicht retten.“
„Essen müssen die Leute immer“
Es ist im Moment schwierig in der Fischerei jemanden zu finden, der Hoffnung verbreitet. Peter Breckling betont jedoch, dass gerade in Krisenzeiten vielen Menschen der Wert von Lebensmitteln wieder bewusster wird: „Die Nachfrage nach Krabben ist da. Dies gehört wohl zur Lebensqualität, die man auch in schwierigen Zeiten nicht so schnell aufgeben will. Essen müssen die Leute immer – da haben wir Fischer also Chancen.“