Die Krabbenfischer sehen etwas Licht am Horizont. Für das zu Ende gehende Jahr rechnen sie mit einem Umsatz von knapp 40 Millionen Euro. Damit kommen sie raus aus dem Krisenmodus der Vorjahre – richtig zufrieden sind die Fischer wegen der hohen Kosten aber nicht.

Wer in die Krabbenfischerei geht, braucht eine gute Portion Gelassenheit. Dass gute und schlechte Jahre wie Ebbe und Flut wechseln, gehört dazu. Drei extrem unterdurchschnittliche Jahre hatten zuletzt aber selbst die nervenstärksten Fischer zermürbt. 2022 geht nun als besseres Jahr in die Geschichte ein – mit knapp 40 Millionen Euro Umsatz. Zwar liegt der Erlös immer noch unter dem langjährigen Mittel von 42 Millionen, der Trend stimmt aber. Das Salz in der Suppe sind in diesem Jahr die hohen Kosten, vor allem der sprunghaft gestiegene Preis für den Schiffsdiesel. Über ein Programm der Bundesregierung bekamen die Betriebe deshalb Zuschüsse zwischen 13.000 und 24.000 Euro – abhängig von der Kuttergröße. Wenn 2023 die Treibstoffpreise hoch bleiben, werden die Fischer wieder um Beihilfen kämpfen müssen.

Hoher Preis, unterdurchschnittlicher Fang

Gut entwickelt hat sich in diesem Jahr der Erzeugerpreis. Knapp sechs Euro haben die Fischer für das Kilo Krabben bekommen, im Vorjahr hat der Handel nur 4,60 Euro gezahlt. Allerdings ist bei den Fangmengen noch Luft nach oben. Etwa 8.000 Tonnen Garnelen sind den Fischern 2022 in die Netze gegangen. Zwischen 2000 und 2018 waren es im Schnitt 12.000 bis 13.000 Tonnen, davon ist die deutsche Flotte in den letzten Jahren weit entfernt. Für die Zukunft wünschen sich die Fischer wieder vollere Netze und Preise wie in diesem Jahr. Dann könnten sie auch in ihre Kutter investieren, in den Krisen der vergangenen Jahre blieb dafür kein Spielraum. Voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 soll es die neuen Richtlinien für den Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds geben. Die Fischer können dann Fördermittel beantragen – etwa für einen neuen Motor oder einen neuen Kühlraum, mit denen sich auch Energie einsparen ließe. Was im Detail wie hoch gefördert werden kann, wird im Moment noch verhandelt.

Ein wichtiges Thema ist für die Krabbenfischerei zudem der Umgang mit dem Schlick aus dem Hamburger Hafen. Damit die Elbe für Containerriesen befahrbar bleibt, muss Hamburg jede Menge Schlick loswerden. Wo die Sedimente hinsollen, darüber gibt’s seit langem Streit zwischen Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Krabbenfischer wehren sich gegen die Idee, den Schlick vor der Vogelschutzinsel Scharhörn zu entsorgen. Schließlich ist die geschützt liegende Region rund um die Elbmündung ein wichtiges Fanggebiet. Besonders im Herbst tummelt sich dort zeitweise ein Drittel aller Krabbenfischer. Seit Generationen ist das Elbe-Urstromtal bis nach Helgoland wichtig für die Fischerei, weil sich der Krabbennachwuchs hier gut entwickeln kann. Dazu kommt: Bisher wurde der Schlick kurze Zeit nach der Verklappung zurück in die Fahrrinne gespült. Nachhaltig ist das nicht. Die Fischer setzen sich deshalb dafür ein, dass die Sedimente weiter draußen in der Nordsee entsorgt werden. Im Moment werden Verklappungsgebiete westlich und nordwestlich von Helgoland geprüft. Die Fischer plädieren für diese Variante, fordern aber grundsätzlich eine naturverträgliche Weiterentwicklung des Hamburger Hafens.

Hoffnung Pulmaschine

Die Verklappung des Hamburger Schlicks wird die Fischer 2023 umtreiben und sicher lange darüber hinaus. Das andere Topthema in den Nordseehäfen ist die lang ersehnte Krabbenpulmaschine. 2023 soll es den ersten Prototypen geben inklusive eines Konzepts zur regionalen Vermarktung der köstlichen Tierchen. So steigt die Hoffnung der Fischer, dass die Garnelen künftig wieder an der Küste gepult werden. Dann könnten die Fischer die Dinge abseits des Großhandels wieder stärker selbst in die Hand nehmen. 2023 wird deshalb für die deutsche Küstenfischerei ein ganz entscheidendes Jahr.

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