Kutter-Demos, Solidaritätsgottesdienste, schwarze Kreuze: Die Krabbenfischer machen an den Küsten gegen Pläne aus Brüssel mobil. Die EU-Kommission fordert, sämtliche grundberührende Fischerei in Meeresschutzgebieten zu verbieten. Torben Hinners, Krabbenfischer in dritter Generation, sagt: „Wenn diese Pläne umgesetzt werden, ist das unser Aus.“
Torben Hinners hat ein positives Gemüt und verliert auch nach Bekanntwerden des EU-Vorschlags nicht den Mut: „Wir haben schwierige Jahre hinter uns, aber wir haben noch jede Menge Kampfgeist. Wir stehen zusammen, jetzt geht es um unsere Existenz.“ Die EU will in Meeresschutzgebieten wie dem Nationalpark Wattenmeer und den Natura-2000-Gebieten verbieten, dass Netze den Meeresboden berühren. Eine Alternative zu ihren derzeitigen Fanggeräten haben die Krabbenfischer jedoch nicht: Die Netze gleiten an Rollen über den Nordseegrund. Dieses Berühren ist notwendig, damit die Krabben aufschrecken und ins Netz schwimmen. Ausweichen können die Fischer auch nicht. Fast drei Viertel ihrer Fanggebiete liegen in den Wattenmeer-Nationalparks. Und statt Krabben Schollen zu fangen, funktioniert auch nicht, denn dafür bräuchten sie entsprechende Fangquoten. Außerdem wären diese Fanggebiete für viele Kutter nicht erreichbar.
Umweltschonend arbeiten wollen auch die Fischer
Dabei sind sich Politik und Fischerei eigentlich einig: alle wollen eine umweltschonende Fischerei. Torben Hinners sagt: „Von einer intakten Natur profitieren auch wir Fischer. Immer nachhaltiger zu werden, das ist doch unser ureigenes Interesse.“ Deshalb haben die rund 200 Familienbetriebe in Deutschland viel getan: Sie haben sich ihre Nachhaltigkeit vom Marine Stewardship Council (MSC) bescheinigen lassen. Sie optimieren laufend ihre Ausrüstung und vermindern immer weiter ihren Beifang. Die deutschen, dänischen und niederländischen Fischer haben ein gemeinsames Management auf die Beine gestellt – dazu gehören große Maschenweiten und die Begrenzung der Seezeiten, wenn der Krabbenbestand Erholung braucht. Die Fischer arbeiten eng mit der Wissenschaft zusammen, um neueste Forschungserkenntnisse schnell umsetzen zu können.
Krabbenfischer sind wichtig für Tourismus und Wirtschaft an den Küsten
Es geht nicht nur um die Krabbenfischerei, fast jede Fischerei an der deutschen Nordseeküste wäre betroffen, betont Torben Hinners: „Durch uns Krabbenfischer sind die Häfen von Ditzum bis Sylt nicht nur Kulissen, sondern da passiert etwas. Das ist wichtig für den Tourismus, aber auch für die Wirtschaft insgesamt. Es gibt Werften, die fast ausschließlich Fischkutter bauen und reparieren.“ Wie ernst die Situation ist, zeigen auch die Reaktionen aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Landwirtschaftsminister der Bundesländer lehnen die EU-Pläne ab, in Berlin ist die Einschätzung ähnlich. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagt: „Ich halte das vorgeschlagene undifferenzierte Pauschalverbot von Grundschleppnetzen nicht für den richtigen Weg, denn es hätte gravierende Folgen für die deutsche Krabbenfischerei, die von großer sozioökonomischer und kultureller Bedeutung ist. Wir werden uns in den Beratungen dafür einsetzen, gemeinsam mit Fischerei und Wissenschaft Fangmethoden weiterzuentwickeln, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Eine nachhaltige Fischerei muss daher weiter möglich sein.“
Und wie geht’s weiter? Im Moment wird in ganz Europas über das Fischerei-Paket diskutiert. Torben Hinners und seine Kollegen hoffen auf ein Einlenken, hin zu einer Politik, die mit den Menschen gemacht wird. Die schwarzen Kreuze, die die Fischer in vielen Nordseehäfen als Protest gegen die EU-Pläne aufgestellt haben, möchten sie lieber heute als morgen wieder abbauen.