Die Wissenschaft bestätigt jetzt, was Krabbenfischer längst wissen: Fischerei und Weltnaturerbe schließen sich im Wattenmeer nicht aus. Die Studie ist für die Fischer ein wichtiges Pfund in der Debatte um die Zukunft ihres Handwerks.
Auf diese Nachricht haben die Krabbenfischer lange gewartet. Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei, der Universität Hamburg und des dänischen DTU haben jetzt klargestellt, dass das Fischen mit Krabbenbaumkurren wenig Einfluss auf die Tiere und Pflanzen am Meeresboden hat. Bei der Vorstellung der Ergebnisse des Forschungsprojekts CRANIMPACT sagte Leiter Heino Fock: „In unserer Untersuchung konnten wir nachweisen, dass die Krabbenfischerei nur einen geringen und kurzfristigen Effekt auf das Wattenmeer hat. Dazu kommt: Nach 10 bis 20 Tagen ist der Einfluss der Fischerei verschwunden, das Ökosystem erholt sich schnell auf den Zustand vor der Fischerei.“ Die Nordsee verändert sich durch Ebbe und Flut sowieso ständig, die Fischerei ist dabei nur ein Faktor unter vielen.
Bei ihrer vierjährigen Studie haben die Wissenschaftler kurzfristige Folgen und langfristige Änderungen durch die Fischerei ins Visier genommen. Untersucht wurde in unterschiedlich stark befischten Gebieten in Deutschland und vor der dänischen Insel Rømø, wo seit 1977 nicht mehr gefischt werden darf. Das Forschungsprojekt wurde finanziert vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds und den beiden Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Als Projektpartner waren Forschungseinrichtungen und die Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer an Bord.
Studie soll Debatte um die Auswirkungen der Fischerei versachlichen
Den Fischern liefert die Untersuchung schlagkräftige Argumente bei der Diskussion um die Zukunft ihrer Betriebe. Im Februar hatte die EU-Kommission gefordert, die grundberührende Fischerei in Nationalparken komplett zu verbieten. Bei der Vorstellung der Ergebnisse von CRANIMPACT sagte Schleswig-Holsteins Fischereiminister Werner Schwarz: „Ich bin mir sicher, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt dazu beitragen werden, die von Nutzer- und Schützerseite häufig sehr emotional geführte Diskussion um die Auswirkungen der Krabbenfischerei ein Stück weit zu versachlichen, da jetzt wissenschaftlich belastbare Daten und Fakten vorliegen.“
Krabbenfischerei setzt auf Nachhaltigkeit
Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte den Fischern zuvor den Rücken gestärkt: „Wir müssen mit Augenmaß vorgehen und differenzieren zwischen Fangmethoden, die den Meeresboden schädigen und solchen, die wissenschaftlich belegt weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben – wie in der Krabbenfischerei.“ Dass die Fischer ein ureigenes Interesse daran haben, möglichst umweltgerecht zu fischen, ist an der Nordsee klar. Fast alle Betriebe sind seit vielen Jahrzehnten in Familienhand, die Kutter werden von Generation zu Generation weitergegeben. Die Fischerei kann nur mit einem nachhaltigen Ansatz funktionieren, so wie es auch der Marine Stewardship Council den Krabbenfischern attestiert hat. Liebhaber des Krabbenbrötchens können sich also freuen: Sie können auch künftig ohne schlechtes Gewissen Krabben bestellen – wenn die EU-Kommission die Fischer weiter lässt.