Die Krabbenfischerei ist in einem schwierigen Fahrwasser – auch 2024 haben die Fischer zu wenig Krabben gefangen.

Viele Krabbenfischer feiern in diesem Jahr mit einem mulmigem Gefühl Weihnachten. Hinter ihnen liegen schwierige Monate. Am Ende des Jahres wird die deutsche Flotte voraussichtlich 5.000 Tonnen Nordseegarnelen einfahren – zu wenig für eine auskömmliche Fischerei. Dabei sind die Erzeugerpreise gut, acht Euro bekommen die Fischer gerade für ein Kilo Krabben. Wie auch 2023 hat der Handel in diesem Herbst die Preise erhöht. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Nachfrage hoch ist und die Großhändler kaum Vorräte haben.

Winterpause vorgezogen, weil zu wenige Krabben da sind

Die Menschen lieben Krabben, sie sind kaum wegzudenken von den Speisekarten an der Nordsee. Trotzdem wurde das Krabbenbrötchen in diesem Jahr in vielen Restaurants und Fischbuden von der Karte gestrichen – Krabben waren teuer, es gab schlicht zu wenig. Das Ergebnis von 2024 bestätigt einen Trend: Seit ein paar Jahren landen immer weniger Krabben in den Netzen. Von 2003 bis 2014 konnten die Fischer pro Jahr fünfstellige Fangmengen abliefern, meist zwischen 11.000 und 14.000 Tonnen. Seit 2015 sind es – mit Ausnahme von 2018 – nur noch vierstellige Zahlen, im Schnitt um die 7.000 Tonnen. Viele Fischer haben in diesem Winter ihre Pause vorgezogen, es lohnt sich einfach nicht rauszufahren.

Krabbenfischer arbeiten nachhaltig, aber die Nordsee verändert sich

Woran liegt es, dass immer weniger Krabben in den Weiten der Nordsee heranwachsen? Die Fischer machen vieles richtig: Das Nachhaltigkeitssiegel des Marine Stewardship Council (MSC) konnten sie in diesem Jahr wieder verteidigen, die Zusammenarbeit mit den beiden anderen Fangnationen Niederlande und Dänemark ist vorbildlich. Aber in der Nordsee ändern sich die Bedingungen. Die Wassertemperarturen steigen. Krabben sind eigentlich sehr robuste Tiere, sie halten Temperaturschwankungen ohne Probleme aus. Es könnte jedoch sein, dass die hohen Temperaturen die Larvenentwicklung oder Futterorganismen beeinträchtigen, erwiesen ist das aber noch nicht. Dazu kommt: In diesem Jahr gab es viele Fressfeinde. Die Wittlinge haben den Fischern wenige Krabben übrig gelassen. Und auch die vielen Algen haben den Fischern ihr Handwerk erschwert. Mit der Erwärmung der Meere scheinen zudem neue Arten einzuwandern.

Auch wenn die Fischer vorbildlich arbeiten, immer weniger Krabben schaffen es so groß zu werden, dass sie eines Tages auf dem Teller landen. Die niedersächsische und schleswig-holsteinische Flotte wird deshalb kleiner, immer mehr Kapitäne können nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Die Verschiebungen in der Nordsee könnten auch positive Entwicklungen mit sich bringen. Kalmare etwa scheinen sich mit den steigenden Temperaturen immer wohler zu fühlen in der Nordsee. Aber reicht die Entwicklung für eine auskömmliche Fischerei? Mit welchen Fanggeräten lässt sich die Art fangen? Und sind Verbraucher bereit, künftig statt Krabben Kalmar zu bestellen? Hier sind jede Menge Fragen offen.

Hoffen auf 2025

Im Moment schaukeln in Greetsiel, Büsum oder Husum die Kutter an den Kaikanten. Klar ist: Im Norden kann sich niemand ein Leben ohne Fischerei vorstellen. Die Nachfrage nach Garnelen ist ungebrochen, selbst bei hohen Preisen. Die Fischer wünschen sich, dass sie im kommenden Jahr endlich mal wieder mit vollen Kisten von ihren Fangfahrten zurückkommen. Auch wenn der Trend wenig Anlass zu Hoffnung gibt: Die Krabbe war in der jahrhundertealten Geschichte der Fischerei schon manches Mal für eine Überraschung gut.

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