DIE NEUE MASCHE DER KRABBENFISCHER

Wichtiger Meilenstein für die nachhaltige Krabbenfischerei – das Forschungsprojekt CRANNET, beauftragt von den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen, ist nahezu abgeschlossen. Die Wissenschaftler des Thünen-Institutes und der Universität Hamburg werden am 30. April 2015 den Abschlussbericht vorlegen. 

 

Sebastian Schultz vom Thünen-Institut hat die Ergebnisse des Projektes in der Jahreshauptversammlung des Fischereiverbandes Anfang März in Neuharlingersiel das erste Mal den Krabbenfischern vorgestellt und ist zufrieden: "Wir konnten nachweisen, dass die Garnelenfischerei nachhaltiger betrieben werden kann und die Erträge gleichzeitig steigerungsfähig sind." Hexerei? Nein, reine Technik. Die Wissenschaftler haben bei CRANNET ihren Fokus auf die Maschen der Netze gesetzt. Die Maschenöffnung der gängigen Steerte, dem hinteren Teil des Netzes, liegt bei 20 mm. Großer Nachteil und Angriffspunkt der Naturschützer: In der Krabbenfischerei ist der Anteil der untermaßigen, also zu kleinen und damit nicht marktfähigen Krabben, recht hoch. Darüber hinaus gibt es auch hier einen Beifang von Fischen, von dem ein Teil die Sortierung an Deck nicht überlebt. 

 

Die Fachleute für Fangtechnik am Thünen-Institut haben alternative Fangnetze getestet, mit verschiedenen Maschenformen und Maschenöffnungen von 16 bis 36 mm: Die 28 mm Raute, das 26 mm Quadrat und das 28 mm "T90" erwiesen sich im Rahmen von umfangreichen Testfahrten auf dem bundeseigenen Forschungsschiff „Solea“ und anschließender Bestandsmodellierung als die besten Alternativen zum Standardnetz der Fischer. Im vergangenen Jahr wurden diese Steerte dann auf den Kuttern Friedrich Conradi und Orion unter kommerziellen Bedingungen getestet.

 

„Diese drei Typen haben im Fangergebnis und in der Nachhaltigkeit am Besten funktioniert“, sagt Sebastian Schultz. „Bis zu 80% weniger untermaßige Garnelen und ein signifikant reduzierter Beifang. Bei der Kliesche waren es ca. 50%, bei der Grundel sogar bis zu 60%. Bei weiteren Arten sieht es ähnlich aus.“ Gefischt wurde im Sommer und in der Hauptsaison im Herbst, sodass auch hier die saisonalen Auswirkungen beobachtet werden konnten. „Bei großflächiger Anwendung in der Fischerei haben wir zunächst einmal Einbußen im Ertrag von ca. 25%, aber nach 10 bis 12 Wochen, so sagen es die Berechnungen der Kollegen der Universität Hamburg, liegen die Anlandungen wieder auf dem Niveau des langjährigen Mittels. Die Anlandemengen steigen dann im Verlauf der Saison weiter an, weil die kleinen Tiere im Sommer geschont werden und Zeit haben zu wachsen. Die anfänglichen Fangverluste münzen sich dann in Gewinn um, weil die Erträge auf das ganze Jahr betrachtet steigen und die mittlere Größe der Garnelen im Fang ebenfalls steigen wird. Auf Grund der verbesserten Bestandssituation können die Fänge dann auch langfristig über dem heutigen Mittel liegen.“

 

Aber was muss passieren, damit die Ergebnisse auch Wirkung zeigen? Sebastian Schultz weiß, wie schwierig die Überzeugungsarbeit bei den Krabbenfischern ist: „Der Punkt ist, dass ein Großteil der gesamten EU-weiten Flotte, also rund 500 Kutter, ihre Fangnetze umrüsten müsste, und zwar zu Beginn der Saison im April eines Jahres. Nur so kommt es zum Schoneffekt von dem alle profitieren können.“ Aus seiner Sicht lohnt sich dieser Schritt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch und gerade ökologisch: „Der Lebensraum und die Ressource ist ein allgemeines Gut, das von den Fischern unentgeltlich genutzt wird. Aber letztendlich gehört sie uns allen. Ein nachhaltiger Umgang sollte daher Verpflichtung und Anspruch zugleich sein.“

 

CRANNET endet am 30. Juni 2015. EU, Bund, Länder und Fischerei haben insgesamt 2 Mio. Euro investiert.  

 

JoomlaMan