ALLE REGELN ÜBER BORD WERFEN? VON WEGEN!

Die EzDK zur aktuellen Situation der Gemeinsamen Fischereipolitik

Wie viele Regeln verträgt die Fischerei? Aus Sicht der EU jede Menge. Sie fasst die Regeln für die Verwaltung der europäischen Fischereiflotte und für den Erhalt der Fischbestände in der Gemeinsamen Fischereipolitik, kurz GFP, zusammen. Beschrieben wird sie so: „Die GFP gewährt allen europäischen Fischereiflotten gleichen Zugang zu den Hoheitsgewässern der EU und zu deren Fischgründen, sodass alle Fischer in einen fairen Wettbewerb treten können. Fischbestände können sich zwar selbst erneuern, doch ihre Fähigkeit dazu ist begrenzt, was dazu führt, dass einige Bestände überfischt sind. Die Länder Europas haben deshalb Maßnahmen ergriffen, um die europäische Fischerei nachhaltiger zu gestalten und auch langfristig Produktivität und Anzahl der Fische zu erhalten.“

 

Die erste Gemeinsame Fischereipolitik wurde in den 1970er Jahren vereinbart und im Laufe der Jahre immer wieder angepasst. Die letzte Reform wurde im Januar 2014 beschlossen und die ersten Auswirkungen werden jetzt sichtbar: Ein wesentlicher Bestandteil der Reform greift ab dem 1. Januar 2015. Rückwürfe von Beifängen werden verboten, alle Fische müssen in Zukunft angelandet werden und dürfen nur noch in bestimmten, eng begrenzten Ausnahmefällen über Bord geworfen werden. Aus Sicht der EU wurden durch den Rückwurf von unerwünschten oder untermaßigen Fischen wertvolle Meeresressourcen vergeudet. Denn nur wenige Fischarten überleben den Rückwurf (Discard).

 

Die Umsetzung des Verbots verläuft in Stufen, für die Krabbenfischerei könnte es frühestens ab dem 1. Januar 2019 problematisch werden. Denn was in anderen Fischereien durchaus Sinn macht, würde in der Krabbenfischerei zum gegenteiligen Effekt führen. Die Überlebenschancen des Beifangs sind hier nämlich außergewöhnlich hoch. Ein großer Teil kann lebendig über Bord gegeben werden, da die Fischerei in geringer Wassertiefe stattfindet und der Fang an Bord umgehend in reichlich Wasser sortiert wird. Der Beifang in der Krabbenfischerei besteht zu 70-95 Prozent aus jungen Krabben, die den Fang- und Sortiervorgang größtenteils lebendig überstehen. Auch Plattfische und die typischen Wattenmeerfische zeigen hohe Überlebensraten. Ein Discard-Verbot würde dazu führen, diese überlebensfähigen Tiere unnötig zu töten. 

 

Die Krabbenfischer sprechen sich deshalb seit langem gegen ein pauschales Rückwurfverbot aus und versuchen, die Politik für ihre Situation zu sensibilisieren. Sie sind naturgemäß daran interessiert, den Beifang so weit wie möglich zu minimieren – ein intaktes Ökosystem ist ihre Existenzgrundlage. Der Schlüssel hierzu ist eine gut aufgestellte Forschung im Bereich Fangtechnik – der freiwillige Einsatz bei CRANNET (s.o.) zeigt, wie ernst die Krabbenfischer dieses Thema nehmen und wie hoch die Bereitschaft ist, die Situation kontinuierlich zu verbessern.

Am Ende darf das Discardverbot nicht dazu führen, dass die Maßnahme dem eigentlichen Ziel –  der Verringerung der fischereilichen Sterblichkeit – völlig entgegenläuft. 

JoomlaMan