Die deutschen Fischer warnen vor den Folgen des Brexits

Nach den Ankündigungen aus London sind traditionell gemeinsam genutzte Fanggebiete in der Nordsee und im Nordostatlantik in Gefahr. Für die Fischer geht es vor allem um Hering, Makrele und den Blauen Wittling. Betroffen sind aber auch Krabbenfischer, die unter deutscher Flagge vor der britischen Küste fischen. Außerdem verkleinern sich die Fanggebiete im Falle des Verlustes der britischen Gewässer insgesamt und damit steigt der Konkurrenzkampf in den verbleibenden Gebieten. Claus Ubl vom Deutschen Fischerei-Verband erklärt die etwas unübersichtliche Situation.


Wie sind die Fangrechte im Moment geregelt?

Fischer aus allen EU-Ländern dürfen bis zu 12 Seemeilen vor der britischen Küste fischen. Das Gebiet direkt vor der Küste ist den britischen Fischern vorbehalten. Die Möglichkeit in der Nordsee und im Nordostatlantik zu fischen, hatten die europäischen Nachbarn traditionell aber schon immer. Das hatte nichts mit der EU zu tun.


Welche Fanggebiete beansprucht Großbritannien nach dem Brexit für sich?

Als Großbritannien 1973 der EU beitrat, war die EU-Fischereipolitik auf die damals geltende 12-Seemeilen-Zone beschränkt. Erst später dehnte sich der Geltungsbereich der Fischereipolitik durch die Einführung der 200 Seemeilen breiten Ausschließlichen Wirtschaftszone aus. In dieser Zone hat der Küstenstaat das Recht zu fischen – und zwar ausschließlich. Die Briten sagen jetzt, sie wollen ihre Gewässer zurück haben. Wenn Großbritannien mit dem EU-Austritt eine 200-Seemeilen-Sperrzone um seine Inseln ziehen will, würde das zu einer historischen Veränderung der Zugangsbedingungen führen.
 

Hat die britische Regierung diese Forderung schon konkret gestellt?

Die Regierung hat den britischen Fischern bereits deutlich mehr Fangrechte in Aussicht gestellt. Der britische Minister für Fischerei, George Eustice, sagte im Oktober 2016: „Britische Fischer werden nach dem Brexit hunderttausende Tonnen mehr Fisch fangen.“ Was damit genau gemeint ist, ist im Moment aber unklar.


Wie sind die deutschen Fischer betroffen?

Es geht vor allem um die pelagische Fischerei, also Makrele, Hering oder den Blauen Wittling. Da werden enorme Mengen in den britischen Hoheitsgewässern gefischt. Beim Hering ist es der gesamte Fang, bei den anderen Arten sind es 60 bis 70 Prozent. Für die deutsche Hochseefischerei ist das eine sehr schwierige Situation und es betrifft zum Teil auch die Kutter- und Küstenfischerei.
 

Sind auch Krabbenfischer betroffen vom Brexit?

Es gibt ein paar Kutter, die vor der britischen Küste in „The Wash“ fischen. Diese fahren unter deutscher Flagge und haben niederländische Eigner. Das Gebiet liegt an der ostenglischen Küste mit ähnlichen Bedingungen wie am Wattenmeer. Dort werden aber eher geringe Mengen gefangen. Die Fischer könnten vermutlich auch nach Belgien, Deutschland und in die Niederlande ausweichen.

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