Tradition der Krabbenfischer
Kapitän Stephan Hellberg ist stolz auf seine Nixe II – einen wunderschönen Krabbenkutter aus Holz. Die gibt es immer seltener, denn seit Anfang der 1980er Jahr werden die Kutter aus Stahl gefertigt.
"Früher waren alle Krabbenkutter aus Holz, das war einfach Tradition“, erklärt Kapitän Hellberg. Bei seiner Nixe II ist der gesamte Rumpf aus Eichenholz, knapp sechs Zentimeter sind die Planken stark. Nur die Schiffsschraube, der Mast, das Ruderhaus und die Verarbeitungsmaschinen sind aus Metall gefertigt. Die Nixe II ist 1977 vom Stapel gelaufen bei der Bieritz-Werft in Friedrichskoog. Die Werft, in der Segelboote und Fischkutter gebaut wurden, gibt es heute nicht mehr. 1995 musste Peter Bieritz das Familienunternehmen schließen – fünf Jahre vor dem 100-jährigen Betriebsjubiläum. „Alle wollten Stahlschiffe, denn die konnte man schneller bauen und günstiger waren sie auch noch“, erklärt Peter Bieritz. 120 Fischkutter hatte die Werft bis dahin gebaut, vom Yachtbau allein konnte sie nicht überleben. 18 Mitarbeiter verloren so ihren Arbeitsplatz. „Das Wissen, wie man einen Fischkutter aus Holz baut, ist quasi schon verloren gegangen. Der Nachwuchs kann das nicht mehr“, sagt Peter Bieritz.
Heute werden alle Kutter aus Stahl gefertigt. Das ist günstiger und auch pflegeleichter. Weitere Vorteile von Stahlschiffen: Sie können bei Eis fahren und sie sind sicherer bei schwerer See. Denn bei Sturm können die Nähte, also die Verbindungen zwischen den Brettern, aufreißen. Wie viele Holzkutter insgesamt noch unterwegs sind, weiß Kapitän Hellberg nicht. In seinem Heimathafen Dorum und den benachbarten Häfen Spieka und Wremen sind es insgesamt noch fünf Kutter aus Holz, zehn Schiffe aus Stahl machen hier fest. Ein Holzkutter braucht viel Pflege. Mindestens einmal pro Jahr streicht der Kapitän seine Nixe II und prüft, ob das Holz in Ordnung ist.
Und trotz der Arbeit möchte der 51-jährige Hellberg seinen Holzkutter nicht eintauschen und findet es schade, dass die Handwerkskunst langsam in Vergessenheit gerät. In neun Jahren plant er in den Ruhestand zu gehen. Dann wird auch die Fisch-Karriere der Familie Hellberg enden – so wie auch die Ära der Holzkutter eines Tages enden wird. Stephan Hellbergs Großvater ist früher mit dem Fahrrad über die Dörfer gefahren, um Fisch zu verkaufen. Der Vater des Kapitäns hat als Decksmann Krabben gekocht. Und Stephan Hellberg wusste schon während seiner Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur, dass Krabben seine Welt sind. Nach dem Abschluss hat er deshalb umgesattelt und seitdem fährt er zur See. Seine zwei Kinder können sich nicht für den Beruf begeistern, was Stephan Hellberg nicht bedauert: „Das Fischen muss man im Blut haben. Entweder man ist Fischer oder eben nicht.“