Die Krabbenfischerei ist etwas ganz Besonderes. Seien es die schwankenden Fangmengen und Erlöse oder das Fischen ohne Quote. Verschiedene Statistiken belegen die Einzigartigkeit der Fischerei – eine Übersicht.

Ein wechselhaftes Geschäft ist die Krabbenfischerei und das ist sie auch immer schon gewesen. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Fischer gut 15.000 Tonnen Garnelen gefangen – ein überdurchschnittliches Jahr. In den niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Häfen landeten zwischen 2000 und 2018 im Schnitt gut 12.000 Tonnen Krabben. Aber die Fänge schwanken extrem. Über 19.000 Tonnen waren es 2005, im Jahr 2016 gingen den Fischern nur gut 6.500 Tonnen Krabben in die Netze. Wie die Fänge ausfallen, lässt sich nicht vorhersagen.

Entscheidend ist für die Fischer aber nicht nur die Fangmenge. Eine weitere Unsicherheit sind die Preise, denn die schwanken extrem. Der Blick auf die Umsätze zeigt, wie unterschiedlich die Geschäfte für die Krabbenfischer laufen. Im Jahr 2012 zum Beispiel erwirtschafteten die Fischer einen Umsatz von gut 36 Millionen Euro – ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis. 2018 dagegen zählt zu den guten Jahren, der Umsatz stieg auf über 61 Millionen Euro. Die Krabbe war damit die wertvollste Ressource der deutschen Fischerei überhaupt, bei keiner anderen Art war der Erlös höher. An zweiter Stelle folgte 2018 der Kabeljau mit gut 34 Millionen Euro, danach kam die Muschelfischerei mit etwas über 32 Millionen Euro Umsatz.

Eine weitere Besonderheit in der Krabbenfischerei ist, dass die Kutter Familienbetriebe sind. Meist sind die Kapitäne auch die Eigner und fahren mit ein, zwei Decksleuten zur See. An der deutschen Nordsee-Küste gingen 2018 insgesamt 190 Krabbenkutter dem jahrhundertealten Handwerk nach – Tendenz sinkend. 2005 waren es noch etwa 70 Kutter mehr. Investitionen in neue Schiffe wagen wegen der Unplanbarkeit nur die wenigsten. Denn wenn das Geschäft mit der Krabbe nicht läuft, können sie nicht auf andere Arten ausweichen, weil ihnen dafür die Quote fehlt. Viele Fischer modernisieren Motoren oder Bordgeräte, ein Neubau scheint aber oft zu riskant. So liegt das Durchschnittsalter der Flotte in Deutschland bei 34 Jahren – und das ist der Stand des EU-Registers 2010. In der Zwischenzeit hat es kaum neue Schiffe gegeben. Die niederländischen Kutter sind im Schnitt 27 Jahre jung, die dänischen sogar nur 23 Jahre. Deutschland hat also die älteste Flotte und obendrein die ineffektivste. Die dänischen Kutter fangen im Schnitt gut 100 Tonnen pro Jahr. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Fangleistung nur etwa 60 Tonnen.

Europaweit gehen etwa 500 Kutter in den Küstengewässern zwischen Belgien und Dänemark auf Fangreise. Sie bringen im Durchschnitt 34.000 Tonnen Krabben in ihre Heimathäfen. Die wichtigsten Fangnationen sind Deutschland, die Niederlande und Dänemark, die drei Länder organisieren auch ein gemeinsames Bestandsmanagement über den Marine Stewardship Council. Weitere, aber deutlich kleinere Flotten stellen Belgien, Frankreich und Großbritannien. Im Jahr 2012 fingen die Niederländer 44 Prozent der europaweit angelandeten Krabben, Deutschland kam auf einen Anteil von 39 Prozent, auf die dänische Flotte entfielen 10 Prozent. Die restlichen 7 Prozent teilen sich unter Belgien, Frankreich und Großbritannien auf.

Wo kommen die Krabben auf den Teller? Krabben sind eine regionale Spezialität. Der niederländische Großhandel  hat im vergangenen Jahr 41 Prozent seiner Ware nach Deutschland geliefert, 40 Prozent gingen nach Belgien und 15 Prozent in die Niederlande. Jeweils zwei Prozent wurden nach Großbritannien und Frankreich verkauft. Innerhalb Deutschlands liegt der Schwerpunkt im Nordwesten, im Osten der Republik kommen kaum Krabben auf den Markt. Die Belgier lieben Krabben: Das Land hat knapp 12 Millionen Einwohner, dennoch liefert der Großhändel  etwa genauso viele Krabben nach Belgien wie nach Deutschland mit seinen gut 82 Millionen Einwohnern. In Belgien kommen die Nordseegarnelen übrigens oft als Kroketten auf den Tisch.

Kaum in Zahlen zu messen ist die Bedeutung der Krabbenfischerei für den Tourismus. Die Nordseeküste zählt zu den beliebtesten Reiseregionen der Republik. Und die Häfen mit ihren Kuttern, den Fischbuden und Hafenfesten gehören einfach dazu. Peter Breckling, der Generalsekretär des Deutschen Fischerei Verbandes, sagt dazu: „Die Krabbenfischerei ist keine museale Veranstaltung, sondern ein leistungsfähiger, nachhaltiger Teil der Fischereiwirtschaft und dadurch ein sehr lebendiges Kulturgut. Das ist es, was sich die Touristen wünschen. Sie ist deshalb von unschätzbarem Wert für den Tourismus in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.“

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