Viele Krabbenfischer fürchten wegen der Corona-Krise um ihre Existenz. Die Bundesregierung hat jetzt eine Prämie beschlossen für Kutter, die wegen der Krise im Hafen bleiben. Das Problem: Mit der Förderung können die Betriebe kaum die laufenden Kosten decken.

Viele Krabbenfischer bleiben im Hafen, weil immer weniger Krabben gepult werden können. Im Normalfall sitzen die Mitarbeiter in den marokkanischen Entschälzentren eng beieinander, das klappt wegen der Abstandsregeln jetzt nicht mehr. Nach dem Beschluss der Bundesregierung sollen kleinere Kutter für das Stilllliegen 200 Euro pro Tag bekommen, größere Kutter sollen mit 240 Euro entschädigt werden. Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer der Nord- und Ostseefischer, sagt: „Das wird zu großem Unmut in der Fischerei führen. Die Höhe der Förderung ist ein Witz.“ Schließlich müssen von der Prämie Versicherungen, Hafengeld und das Schiff bezahlt werden – und die Prämie muss noch versteuert werden. „Allein die laufenden Kosten sind höher als die 200 oder 240 Euro und da hat der Fischer noch keinen Cent für seine Familie.“

Die Fischerei hatte gefordert, die Betriebe mit 1.000 Euro pro Tag zu entschädigen. Mit 200 oder 240 Euro pro Tag werden einige Fischer diese Krise nicht überstehen, ist sich Kai-Arne Schmidt sicher: „Es trifft die Krabbenfischer im ungünstigsten Moment, denn sie haben keinerlei Rücklagen. Sie hatten 2019 wegen der niedrigen Preise massive Umsatzeinbußen. Ich kann die Entscheidung der Bundesregierung nicht nachvollziehen, alle Zahlen liegen dort vor.“ Ein weiteres Problem ist die fehlende Abstimmung zwischen den drei Krabbenfangnationen Deutschland, Niederlande und Dänemark. Die Niederländer zum Beispiel zahlen den Fischern, die nicht auslaufen, deutlich mehr. Die unterschiedliche Förderhöhe macht es für die deutsche Fischerei nicht einfacher im internationalen Wettbewerb.

Eigentlich waren die Krabbenfischer guter Hoffnung. Das Europäische Parlament hatte in Rekordtempo eine Änderung des Europäischen Meeres- und Fischereifonds beschlossen. Erst diese Änderungen machte den Weg frei für die Prämie. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Branchen fällt die Fischerei ausschließlich in die Zuständigkeit der Europäischen Union. Nationale Regelungen wie die Prämie wurden erst durch die Änderung möglich.

Zum Hintergrund: Die Krabbenfischerei leidet massiv unter der Corona-Krise. Die Nachfrage fehlt, weil die Touristen an den Fischbuden und Restaurants der Nordseeküste ausbleiben. Achillesferse der Krabbenfischerei in der Pandemie ist das Pulen der Krabben. Die Schälzentren in Marokko arbeiten weniger, um dort Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können. Die Fischer fischen deshalb weniger als sonst. Für die Mitarbeiter in den Siebstellen hat die Erzeugergemeinschaft Kurzarbeit beantragt.

 

 

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