Jeder Spaziergänger kennt die orangenen und blauen Schnüre an den Stränden der Nordsee. Die Dolly Ropes stammen von Fischernetzen – sie verhindern, dass das Netz auf dem Meeresboden scheuert und so verschleißt. Mit der Zeit lösen sich die Fäden aber von den Netzen, landen im Meer und dann am Strand. Wie Netze ohne Scheuerschutz auskommen, hat jetzt das Thünen-Institut untersucht.

„Nicht nur Spaziergänger, auch die Fischer sind genervt von dem Plastikmüll“, berichtet Constanze Hammerl, die das Forschungsprojekt Dolly Rope Suspension – kurz DRopS – am Thünen-Institut für Ostseefischerei betreut. Das Ziel: Mit neuen Konstruktionen soll der Kontakt des Netzes mit dem Boden verringert werden, so dass weniger oder im Idealfall kein Scheuerschutz mehr notwendig ist. Etwa 30 Prozent der deutschen Krabbenkutter nutzen Netze mit Dolly Ropes. Viele Krabbenfischer hoffen auf umweltfreundlichere Ideen. Biologin Constanze Hammerl erklärt: „Wir haben verschiedene vielversprechende Ansätze entwickelt, es gibt aber nicht die eine Lösung. Dafür sind die Bedingungen für die einzelnen Fischer zu unterschiedlich.“

Individuelle Netzkonstruktionen

Es kommt zum Beispiel vor, dass Steerte sehr schwer werden, weil Schlick, Sand oder Muschelschill mitgefangen werden. In diesem Fall können Auftriebskörper helfen, damit sich das Netz vom Boden abhebt. Oder das Mitfangen von Sand und Schlick wird schon am Netzeingang vermieden, hier ist zum Beispiel ein gerades Rollengeschirr denkbar. Ein häufiges Problem ist auch das Aufblähen des Steerts, der dann auf großer Fläche über den Meeresboden scheuert. Damit das Netz seine zylindrische Form behält, können Ringverstärkungen zum Einsatz kommen. Die Taue werden um den Steert gelegt – so bleibt die Form erhalten. Je nach Fanggebiet und Untergrund ist es sinnvoll, verschiedene Ansätze zu kombinieren: „Beim individuellen Mix hilft auch die Erfahrung der Fischer, denn sie wissen am besten, was in ihren Fanggebieten funktioniert. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch. Um Ideen zu entwickeln und zu testen, bietet sich auch das Innovationsprogramm Krabbenfischerei an“, betont Constanze Hammerl, die auch dieses Projekt betreut.

Auf kommerziellen Kuttern konnten die Netzmodifikationen wegen der Corona-Pandemie bisher nicht eingesetzt werden. Constanze Hammerl konnte nicht an Bord, weil Arbeiten mit Abstand auf einem Kutter nicht funktioniert. Die Tests auf den Forschungsschiffen des Thünen-Instituts sind aber sehr gut gelaufen: Die Netze fischen genauso gut wie andere. Sorgen, dass weniger marktfähige Krabben an Land kommen, haben sich als unbegründet erwiesen. Nur in der Zusammensetzung des Beifangs konnten die Wissenschaftler geringe Unterschiede feststellen.

Dolly Ropes sind weltweit im Einsatz

Die Forschungsergebnisse des Thünen-Instituts sind für verschiedene Fischereien interessant: Neben den Krabbenfischern nutzen zum Beispiel die niederländischen Seezungenfischer den Scheuerschutz. Auch amerikanische Wissenschaftler interessieren sich für DRopS. Da geht es um den Alaska-Seelachs, der ebenfalls mit Grundschleppnetzen gefangen wird, bevor er vor allem als Fischstäbchen auf dem Teller landet. Es tut sich viel im Umweltschutz. Constanze Hammerl sagt: „Es ist fraglich, wie lange Dolly Ropes noch gesellschaftlich akzeptiert werden. Es ist deshalb klug, dass viele Krabbenfischer nach anderen Lösungen suchen. Und am erfolgversprechendsten ist es, wenn Fischerei und Wissenschaft gemeinsam daran arbeiten.“

Weitere Infos zu DRopS finden sie unter: https://www.thuenen.de/de/of/projekte/fischerei-surveytechnik/verringerung-von-kunststoffmuell-aus-der-krabbenfischerei-durch-netzmodifikationen-drops/

 

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